Der böse Euro.
derStandard.at, 2003 – Teil I: 531 Tage nach der geglückten Umstellung von Schilling auf Schilling (vom echten auf den getarnten, den man sich erst mühsam mit 14 herbeimultiplizieren muss), 531 Tage danach gilt es leider, eine Warnung auszusprechen: Vorsicht, da gibt es eine gemeine Eurofalle, bei der Sie viel Geld verlieren können (bzw. verloren haben). Betroffen sind all jene, die beim Bezahlen von Summen unter 20 nicht daran denken mitzudenken, wie viel das eigentlich gerade ausgemacht hat in Relation zu dem, was sie dafür bekommen haben.
Gefährlich sind exakt fünf Summen: 3,10, 4,10, 5,10, 8,10 und 9,10. In Worten wären das “drei Euro, zehn Cent”, usw., aber die Kellnersprache spart sich die Währung. Und so kam es jüngst zu folgendem Vorfall. Ich verlangte für Pizza und Spritzer die Rechnung. Der Preis: 9,10. Kellner: “Neun-zehn”. Ich: “Zwanzig. Stimmt schon.” Er: “Ah, oh, danke!” Er verbeugte sich und ging. Aber er war ein guter Mensch. Er kehrte um, sagte: “Äh, ich glaube, das war zu viel” und händigte mir einen Zehn-Euro-Schein aus. Ich, verschämt: “Danke, dachte ich mir gleich, dass das ein bisschen teuer gewesen wäre.” (Lüge.) Jetzt frage ich Sie: Wie viele Kellner geben freiwillig Trinkgeld zurück?
Teil II: Jüngst haben wir uns wieder über den Euro geärgert, dass er eine unbekannte Größe geblieben ist und uns mit üblen
Tricks und phonetischen Fallen das Geld (also sich selbst) aus der Tasche zieht. Im Normalverbrauch kommt er
unverdächtig ein- oder zweistellig daher. Schon Tage und Wochen vor dem Monatsersten neigt er dazu, durch
Abwesenheit zu glänzen. Da erkennen wir erst, wie teuer er uns eigentlich zu stehen kommt, vom Sitzen, Essen
und Trinken ganz zu schweigen.
Dazu passt die Quizfrage, die Leser Martin an uns richtet. Sie lautet: Was bezahlt man heutzutage “cash und carry”
für zwei halbe Liter stilles Mineralwasser Vöslauer und zwei Schokoriegel Milka-Leo: Zahlt man a) 1,24 Euro b)
4,00 Euro oder c) 7,40 Euro?
Um Spannung und Spanne zu erhöhen, bieten wir noch die entsprechenden Summen der verlorenen Währung an: Da hätten
wir a) 17 Schilling, b) 55 Schilling oder c) 102 Schilling.
Und nun Martins Lösung: “Alle drei Antworten sind richtig: a) im Supermarkt, b) in unserer (vermutlich repräsentativen)
Firmenkantine, c) im Speisewagen des Eurocitys ,Historische Stadt Judenburg’ (am 9. Juni 2003, von Kärnten nach Wien).”
Will man wem diese Strecke vermiesen?
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Kategorie: Allgemein
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