Mausi oder Die verlorene Generation – Antonio Fian
derStandard.at – (Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt. An einem der Tische eine Frau, zweiundvierzig, ihr Vater, vierundsiebzig, und ihre Tochter, drei.
Leere Kaffeetassen, ein leeres Pago-Glas. Die Tochter spielt mit einem Stoffhasen.) DER VATER: Das ist aber ein schönes Hasi. Wie heißt’s denn? DIE TOCHTER (schweigt) DIE FRAU: Na, sag halt dem Opa, wie er heißt. DIE TOCHTER: Mausi. DER VATER: Aber das ist doch ein Hasi. DIE FRAU: Deswegen kann er trotzdem Mausi heißen, oder? DER VATER: Darf ich ihn auch einmal halten, den Mausi? (Die Tochter reicht, nach kurzem Zögern, ihrem Großvater den Stoffhasen.) DER VATER: Das is’ aber ein lieber Mausi. (Er spielt einige Zeit mit dem Stoffhasen, bewegt die Gliedmaßen etc. Plötzlich, ansatzlos, verdreht er ihm den Kopf um 180 Grad.) DER VATER: Und jetz’ kragl i eam o. (Er tut so, als ob er sich den Stoffhasen, Kopf voran, in den Mund stecken wollte.) DER VATER: Und jetz’ friss i eam zsamm. (Verdreht ihm den Kopf.) DER VATER: Und jetz’ kragl i eam no amoe o. (Führt ihn zum Mund.) DER VATER: Und jetz friss i eam no amoe zsamm. (Die Tochter, die bis jetzt interessiert zugesehen hat, beginnt zu kichern.) DER VATER: Und kragl eam o. Und friss eam zsamm. (Die Tochter lacht vergnügt.) DIE FRAU (angewidert): Hör auf! DER VATER: Warum? Der Sarah g’fallt’s. Und kragl eam o. Und friss eam zsamm. (Die Tochter krümmt sich vor Lachen.) DIE FRAU: Das ist ja ekelhaft! (Sie nimmt ihrem Vater den Stoffhasen weg und reicht ihn der Tochter.) DIE FRAU: Gehen wir. (Die Tochter reicht ihrem Großvater den Stoffhasen.) DIE TOCHTER: Okragln! (Vorhang)
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kurios.at, 02. October 2003 |
Kategorie: Allgemein
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