Großer Bruder mit Kindsweglegung
derStandard.at – Ein bis zum Hemdkragen tätowierter Harley-Davidson-Rocker schlägt sich mit der Axt einen Nagel in die Nase: “Hauptsache, es wird geil!”
Eine Stripperin meint vor dem Einzug ins Big Brother-Haus, dass sie keine Probleme damit habe, sich nackt zu zeigen. Und, ja, sie werde wohl ihr zwei Jahre altes Kind schon auch vermissen – aber “das wohnt ohnehin bei den Großeltern, wegen meiner Arbeitszeiten”.
Die Bild-Zeitung schäumt pflichtgemäß: “Es ist die herzloseste Geschichte, seit es Fernsehen in Deutschland gibt.” Deutschlands moralischstes
Blatt droht mit einem Besuch des Jugendamts im Container.
Ein ebenfalls stark tätowierter Jüngling meint, er hoffe, dass er als Insasse im ab sofort ein ganzes Jahr lang täglich auf RTL 2 laufenden
Big Brother V “nicht zu früh wieder rauskomme”. Moderatorin Ruth Moschner ergänzt, sie habe es auch nicht gern, wenn bei ihr jemand zu früh kommt.
Weiters wird das in drei Bereiche (“Luxus”, “Normal”, “Survivor”) und durch Stahlgitter geteilte Haus jetzt von einem ehemaligen Erotikmodel
bewohnt, das offensichtlich großen Wert darauf legt, dass kosmetische Interventionen nicht an der Hautoberfläche Halt machen. Der Rest setzt
sich aus üblichen, aber einstweilen sozial nicht weiter auffälligen Verdächtigen der Generation Ballermann zusammen. Dialog zwischen “Luxus”-
und “Normal”-Bereich: “Was habt ihr zu Trinken im Kühlschrank?” – “Bier.” – “Geil! Wir haben hier nur Champagner.”
365 Tage sollen bis zu 15 Kandidaten um eine Million Euro Preisgeld für den letzten, in jeder Hinsicht im Container Zurückgebliebenen ihre
Lebenszeit totschlagen. Mit “Matches”, “Challenges”, Nasenbohren, Tittenlüpfen, Extrem-Fadisiering und bitte, bitte auch jede Menge Poppen.
Eine Hoffnung: Sollten aggressive Außerirdische an unserem Planeten vorbeikommen und überlegen, diesen zu erobern, und dabei zufällig über
Satellit RTL 2 empfangen, werden sie vermutlich mit ihrer Raumflotte abdrehen. Es wäre schade, an die Erde auch nur einen Lasertorpedo zu verschwenden.
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kurios.at, 15. February 2004 |
Kategorie: Allgemein
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