Chatten kann zu psychischen Störungen führen – Das Leben wird virtuell – Menschen könnten sich aus dem realen Leben zurückziehen
Die exzessive Nutzung von Internet-Chats und Computerspielen kann nach Ansicht eines Mediziners zu nachhaltigen psychischen Störungen führen. “Der Alltag verlagert sich immer mehr auf die digitale Ebene. Eine Gefahr liegt dabei darin, dass sich Menschen zunehmend aus dem realen Leben zurückziehen”, sagte jetzt Dr. Bert te Wildt von der Abteilung für Klinische Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Differenz zwischen der virtuellen und der realen Welt “Wenn die Differenz zwischen der virtuellen und der realen Welt zu groß ist, können Depressionen entstehen.” Dies gelte besonders für Menschen, die unter einem geringen Selbstwertgefühl leiden, sich im Netz oder in Spielen aber als Held fühlen. “Die Rückkehr in die Realität kann dann ganz besonders bitter sein, zu einer permanenten Enttäuschung und letztlich zu einer Depression führen”, sagte te Wildt. “Bei manchen Menschen drücken sich diese Enttäuschungen eher in Aggressionen aus. Da gibt es dann einen Hunger nach extremen realen Erfahrungen, bis hin zu ausgeübter Gewalt.” Einen ursächlichen Zusammenhang nachzuweisen, sei wissenschaftlich aber schwierig.
Identitätsstörungen Dass das Internet die Möglichkeit bietet, anonym aufzutreten und in andere Rollen zu schlüpfen, könne in exzessiver Form auch Identitätsstörungen zur Folge haben. “Es gibt offenbar ein Bedürfnis von Menschen, verschiedene Rollen anzunehmen und dadurch ihre unterschiedlichen Charaktereigenschaften auszuleben. Die Frage ist, inwieweit das dazu führen kann, dass Menschen ihre Kernidentität aufgeben”, meinte Wildt.
Link auf diese Story:
kurios.at, 24. October 2004 |
Kategorie: Allgemein
|
Diesen Artikel bookmarken bei...