Tinky Winky ein schwuler Bub?



Überall auf der Welt hält man die “Teletubbies” für eine allenfalls nervtötende, sonst aber harmlose TV-Kindersendung – nicht so in Polen: Dort hat die nationalkatholische Abgeordnete Ewa Sowinska nun eine offizielle Untersuchung eingeleitet, weil sie den Teletubby Tinky Winky für schwul hält. Wenn die Kommission Sowinska Recht gibt, werden die Teletubbies aus dem polnischen TV verbannt. Nach Meinung von Sowinska hat sich Tinky Winky jedoch ohnehin schon selbst “verraten” – immerhin trage er ja eine Handtasche.

Sind die bei Kleinkindern beliebten Fernsehfiguren “Teletubbies” schwul? Diese Frage hat Ewa Sowinska, die polnische Ombudsfrau für Kinder, nun zu einer Untersuchung der Serie durch psychologische Berater veranlasst.

Die Kommission soll “einschätzen, ob das im öffentlichen Fernsehen gezeigt werden kann”, sagte Sowinska dem Magazin “Wprost” in einem am Montag veröffentlichten Gespräch. Sowinska ist Abgeordnete der LPR (Liga polnischer Familien) und damit einer der Regierungsparteien Polens.

“Verräterische” Handtasche
Im Frühjahr hatte sich Sowinska bereits für Berufsverbote für Homosexuelle ausgesprochen, die Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben. Dass nun auch das Kinderfernsehen “homosexueller Propaganda” verdächtigt wird, liegt an der Figur Tinky Winky.

“Ich habe bemerkt, dass Tinky Winky eine Handtasche trägt, aber mir war nicht bewusst, dass er ein Bub ist”, so Sowinska gegenüber dem Magazin, und weiter: “Später habe ich erfahren, dass da ein homosexueller Zusammenhang verborgen sein kann.”

Alles andere als lustig
Sowinskas Argumentation mag ebenso lächerlich sein wie ihr inquisitorisches Vorgehen gegen vier Fantasiefiguren – zum Lachen ist der Fall jedenfalls nicht. Denn die LPR stellt mit Roman Giertych etwa auch den Erziehungsminister und Vizeministerpräsidenten.

Giertych selbst will etwa “homosexuelle Propaganda” an Polens Schulen unter Strafe stellen. Was nach Meinung der LPR unter “homosexuelle Propaganda” fallen kann, beweisen wiederum Sowinskas Aussagen. Und würde man die LPR gewähren lassen, wäre das nur der Anfang.

Abstoßende Parolen
Die nationalistisch-fundamentalkatholische Partei hat etwa vor der letzten Wahl die Enteignung von Ausländern und das Verbot fernöstlicher Kultur und Religion gefordert. Sogar Karateschulen wären verboten gewesen, hätte die LPR ihren Willen bekommen.

Wes Geistes Kind die LPR ist, wird regelmäßig auch bei Parteiversammlungen klar. Dort bekommt man zu hören, dass “der Deutsche” und “der Jude” Feinde Polens seien, dass Schwule und Lesben “vergast” werden sollten und dass die Freimaurer die Weltherrschaft anstrebten.

Noch mehr Radikalismus zu befürchten
Mit derartigen Parolen konnte die LPR immerhin bei der letzten Bundeswahl acht Prozent der polnischen Wähler begeistern und so eben zur Regierungspartei im mehr als umstrittenen Kabinett des Rechtskonservativen Ministerpräsidenten Jaroslaw Kaczynski werden.

Man muss zudem fürchten, dass die LPR angesichts zuletzt schlechter Ergebnisse bei Regionalwahlen mit noch radikaleren Forderungen auftritt. Als Erste werden sich jedoch wohl, das offenbar erwünschte “Untersuchungs”-Ergebnis vorausgesetzt, die Kleinsten an Zensur im Kinderfernsehen gewöhnen müssen.





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kurios.at, 24. October 2006



Kategorie: Allgemein

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