Archive der Kategorie ‘Allgemein’
Friday, October 17th, 2003
“Computer machen Kinder schlau, TV macht sie dumm!”
Wien (pts, 17. Okt 2003 10:53) – Experte Wolfgang Bergmann bei der Diskussionsveranstaltung ROUNDABOUT KIDS III zu Gast –
“Kinder wünschen sich strenge Eltern” – “Kinder leben gleichzeitig in unterschiedlichen Realitäten” – Neue Technologien sind zu Alltagsgegenständen
im Kinderzimmer geworden – Großteil der Kinder nutzen regelmäßig Handy, Computer und Fernseher am Nachmittag
Am Donnerstagabend fand zum dritten
Mal die Veranstaltung ROUNDABOUT KIDS – eine Impulsreihe von mobilkom austria – im ZOOM Kindermuseum statt. Der Experte Wolfgang Bergmann,
Kinderpsychologe aus Hannover, diskutierte gemeinsam mit Eltern, Pädagogen, Interessensvertretern und Wirtschaftsvertretern die neue Rolle der Eltern
bei der Erziehung, die sich im Medien- und Informationszeitalter entscheidend verändert hat. “Durch Fernseher, Computer und Handy entsteht für die
junge Generation eine neue Form der Wissenskommunikation”, erklärte Wolfgang Bergmann bei der gestrigen Diskussions-veranstaltung. “Die Kinder von
heute bauen ihr Wissen nicht mehr nach und nach auf. Vielmehr lernen sie sprunghaft, z.B. sind sie Meister darin, ein für Erwachsene oft unlösbares
Computerproblem ohne Vorwissen anzugehen und durch einfaches Ausprobieren zu einer Lösung zu kommen. Die Methoden vieler Eltern und Lehrer, die auf
einer hierarchischen, gegliederten Ordnung des Wissens basieren, stoßen bei den Kindern und Jugendlichen auf Widerstand. Deshalb langweilen sich so
viele Kinder in der Schule”, so Bergmann.
Neue Technologien haben Einzug ins Kinderzimmer gefunden Die Kinder von heute wachsen mit neuen
Technologien ganz selbstverständlich auf. Eine mobilkom austria-Studie, die Sensor Marktforschung im Frühling 2003 durchführte, ergab, dass bereits
45% der 6- bis 14-Jährigen einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer haben und immerhin noch 29% einen eigenen Computer besitzen. Weitere 43% von ihnen
telefonieren laut einer im Herbst 2002 durchgeführten FESSEL-GfK-Studie mit dem eigenen Handy. “Die neuen Technologien sind aus dem Alltag der Kinder
und Jugendlichen von heute nicht mehr wegzudenken. Am Nachmittag nach der Schule nehmen mehr als zwei Drittel das Handy zur Hand, über drei Viertel
setzen sich vor den Fernseher (79%) und an den Computer (78%)”, berichtete Elisabeth Mattes, Unternehmenssprecherin und Leiterin Corporate
Communications, mobilkom austria. “Allerdings bleiben die Lieblings-beschäftigungen der Kinder und Jugendlichen trotzdem jene, die wir auch in unserer
Kindheit hatten: Sie treffen am liebsten Freunde und spielen im Freien. Mit dem Computer spielen kommt erst an dritter Stelle*”, erklärte Mattes, die
die Diskussion leitete, weiter.
Eltern müssen streng sein Wolfgang Bergmann zieht aus seiner langjährigen Erfahrung als Kinderpsychologe den
Schluss, dass Kinder das Bedürfnis nach einer strengen Erziehung haben. “Die Kinder können mit einer ‘Laissez-Faire’ Erziehung nichts anfangen. Sie
wollen nach eigenen Aussagen strenge Eltern. Das bedeutet aber nicht, dass Eltern ihre Kinder traditionell streng erziehen sollen. Eltern müssen eine
persönliche, gelassene, behütende und lenkende, aber bestimmte Autorität ausstrahlen.” Hintergrund dafür ist, laut Bergmann, dass Kinder im
Kleinkinderalter in einer wohlbehüteten Welt aufwachsen, in der sie Zentrum sind. Später merken sie aber, dass die reale Welt ganz anders ist.
Dafür brauchen sie Eltern, die sie lenken und ihnen zur Seite stehen. “Mit ‘maulender Zufriedenheit’ nehmen Kinder die Strenge der Eltern an.”
Der Computer macht schlau “Vor allem der Computer ermöglicht den Kindern durch Internet und Computerspiele in andere Realitäten einzutauchen”, so
Bergmann. “Dort sind sie wieder Zentrum der Welt und können bestimmen, wie z.B. das Computerspiel ablaufen soll.” Dabei sind Kinder, so der Experte,
sehr kreativ und fantasievoll. Bergmanns Grundregel für Eltern lautet daher: “Computer machen Kinder schlau, Fernsehen macht sie dumm”. Allerdings ist
das soziale Verhalten der Kinder aufgrund des “Herumspringens zwischen den Realitäten” oft zu wenig ausgeprägt. “Hier ist es notwendig, dass Eltern die
sozialen Fähigkeiten der Kinder fördern und stärken.”
Ehrgeizige Eltern überfordern Kinder Bergmann kritisierte jene Eltern, die ihren Kindern
hauptsächlich Lernspiele geben und ihnen übereifrig lesen und schreiben lernen, bevor sie in die Volksschule kommen. “Eltern sind oft zu ehrgeizig. Sie
wollen das perfekte Kind, weil das ein Zeichen für eine heile Familie ist.”
ROUNDABOUT KIDS – Gedankenaustausch als Ziel Die
Veranstaltungsreihe ROUNDABOUT KIDS wurde im März 2003 ins Leben gerufen, um über die junge Generation von heute und ihre Zukunft zu diskutieren.
Ziel ist es, durch diese Impulsreihe den Gedankenaustausch zwischen Experten, der Wirtschaft, Pädagogen, Interessensvertretungen und Eltern zu
ermöglichen. “Mit unserem Engagement möchten wir auf die Bedürfnisse, Wünsche und Ansichten der Kinder und Jugendlichen eingehen und gleichzeitig
aber auch den verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien und Kommunikationstechnologien unterstützen”, erklärt Elisabeth Mattes,
Unternehmens-sprecherin und Leiterin Corporate Communications, mobilkom austria.
Thursday, October 2nd, 2003
Rubrik: TV Tagebuch – Starmania: Die böse Saat
derStandard.at – Kurz konnte man am vergangenen Freitag die Hoffnung hegen, dass so etwas wie Originalität – zumindest ansatzweise – eine Chance bekommen würde. Eine Art Marilyn Manson für die Kinderjause betrat auf ORF 1 die Starmania-Bühne und gab eine in jeder Hinsicht bedrohliche Version von American Pie zum – na ja – Besten. Einen Song, an dem immerhin durchaus auch schon Madonna gescheitert ist.
Doch der Osttiroler, der seinen Auftritt dem schlechten Einfluss von Aerosmith-Frontlippe Steven Tyler widmete, fiel in der Publikumsgunst ebenso durch wie bei der “Fachjury”. Dort textete die von MTV entliehene “Expertin” Mirjam Weichselbraun lieber über die Charakterzierde Pünktlichkeit, anstatt den Auftritt des “Next-Generation”-Vertreters zu bewerten. Gewonnen hat schließlich das Zahnfleisch-Model Armin Beyer, der sich als gerade 20-Jähriger total glaubwürdig durch eine Version von My Way bleckte: “Regrets, I have a few.” Hoffentlich.
Die weibliche Gewinnerin heißt Luise Gruber und ist Fitnesstrainerin. Sollte sich Stefanie Werger endgültig aus dem Schlagergewerbe zurückziehen – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt -, Luise könnte die Lücke locker füllen. “Künstlerisch” betrachtet.
Die böse Saat von Ö3 und Formatradio, sie geht bei Starmania auf wie ein Germteig. Das jahrelang betriebene Heranerziehen von Schweinsohren würde Talente nicht einmal dann erkennen, wenn sich ein solches tatsächlich zu Starmania verirren sollte. Allerdings ist diese Gefahr eher gering.
Tags: castingshow, orf, starmania
Thursday, October 2nd, 2003
Mausi oder Die verlorene Generation – Antonio Fian
derStandard.at – (Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt. An einem der Tische eine Frau, zweiundvierzig, ihr Vater, vierundsiebzig, und ihre Tochter, drei.
Leere Kaffeetassen, ein leeres Pago-Glas. Die Tochter spielt mit einem Stoffhasen.) DER VATER: Das ist aber ein schönes Hasi. Wie heißt’s denn? DIE TOCHTER (schweigt) DIE FRAU: Na, sag halt dem Opa, wie er heißt. DIE TOCHTER: Mausi. DER VATER: Aber das ist doch ein Hasi. DIE FRAU: Deswegen kann er trotzdem Mausi heißen, oder? DER VATER: Darf ich ihn auch einmal halten, den Mausi? (Die Tochter reicht, nach kurzem Zögern, ihrem Großvater den Stoffhasen.) DER VATER: Das is’ aber ein lieber Mausi. (Er spielt einige Zeit mit dem Stoffhasen, bewegt die Gliedmaßen etc. Plötzlich, ansatzlos, verdreht er ihm den Kopf um 180 Grad.) DER VATER: Und jetz’ kragl i eam o. (Er tut so, als ob er sich den Stoffhasen, Kopf voran, in den Mund stecken wollte.) DER VATER: Und jetz’ friss i eam zsamm. (Verdreht ihm den Kopf.) DER VATER: Und jetz’ kragl i eam no amoe o. (Führt ihn zum Mund.) DER VATER: Und jetz friss i eam no amoe zsamm. (Die Tochter, die bis jetzt interessiert zugesehen hat, beginnt zu kichern.) DER VATER: Und kragl eam o. Und friss eam zsamm. (Die Tochter lacht vergnügt.) DIE FRAU (angewidert): Hör auf! DER VATER: Warum? Der Sarah g’fallt’s. Und kragl eam o. Und friss eam zsamm. (Die Tochter krümmt sich vor Lachen.) DIE FRAU: Das ist ja ekelhaft! (Sie nimmt ihrem Vater den Stoffhasen weg und reicht ihn der Tochter.) DIE FRAU: Gehen wir. (Die Tochter reicht ihrem Großvater den Stoffhasen.) DIE TOCHTER: Okragln! (Vorhang)
Thursday, October 2nd, 2003
Rubrik: TV Tagebuch – Nur Käse in der Glotze
derStandard.at – Als ORF-Quotentier müssen Sie heute wieder einmal stark sein. Denn wenn Sie blöderweise berufstätig sind und deshalb um 14.45 Uhr und im Anschluss,
um 15.10 Uhr, keine Zeit haben, den Flimmerkasten anzuwerfen, haben Sie das Beste vom Tag nämlich auch schon versäumt: Die Simpsons.
Den Rest des Programmes bestreitet der Küniglberg auf ORF 1 mit Fußball. Man darf sich also wieder einmal die Frage stellen, wozu Zigtausende Jahre
Evolution gut waren, wenn es letztlich doch nur darum geht, welches von zwei gleichgeschlechtlichen Rudeln es (öfter) schafft, ein Stück aufgeblasenes
Aas ins Nest seines Gegner zu platzieren, um anschließend vom Rest der eigenen Herde dafür abgeschleckt, ausgegriffen und gedeckt zu werden.
Ähnlich archetypisches verspricht der anscheinend immer noch nicht allen heimischen Sehern bekannt seiende Tierfilm Der weiße Hai. Sollten Sie zu
dieser Minderheit gehören, lesen Sie die folgenden acht Zeilen, und sparen Sie so zwei Stunden Lebenszeit. Also:
Im weißen Hai zwickt ein ebensolcher Fisch Schwimmern und Tauchern so lange in die Wadeln, bis er letztlich mittels zur Explosion gebrachter
Sauerstoffflasche ins ewige Aquarium geschickt wird. Ende.
Wer sich trotzdem nicht überzeugen lässt, dass das heute wieder einmal ein idealer Abend für die Aktion “Das gute Buch” oder “Der volle Rausch” ist,
der kann sich ja in ORF 2 an das Alpendrama Tauerngold wagen. Allein – und man verzeihe mir dieses Vorurteil – da klingt ja schon der Filmtitel wie
ein Käse.
Wednesday, September 17th, 2003
Licht auf blinde Flecken
Im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen verstärken auch österreichische Forscher und Softwareentwickler ihre Anstrengungen, den Alltag barrierenfrei zu gestalten. Eine PC-Maus, die über Kopfbewegungen gesteuert werden kann, wird ebenso entwickelt wie eine Fernbedienung für Fenster, Türen und Lichtschalter.
——————————————————————————– Mia Eidlhuber ——————————————————————————–
Michael Busboom surft viel. Das gehört zu seinem Job. Seit 20 Jahren arbeitet der gebürtige Amerikaner in der Computerbranche. Wenn er sich bei Amazon ein Buch bestellen will, dann hat er Glück: Das Webdesign des weltweit größtes Buchshops ist so gebaut, dass seine Software damit zurechtkommt, wenn sich Busboom aber in Wien bei Pizza Flitzer eine Pizza via Internet bestellen will, hat er Pech gehabt. Diese Seite ist für ihn (und seine Software) nicht lesbar. Michael Busboom ist blind und Marketingdirektor der Wiener Firma “Hand- shake”, die im vergangenen Jahr die deutsche Version von “Windows-Eyes”, einer Microsoft-Software für blinde und sehbehinderte Menschen, auf den Markt gebracht hat.
Was für den großen Rest der Menschheit selbstverständlich ist, nämlich im Internet zu surfen, wird für sehbehinderte Menschen erst mithilfe zusätzlicher Technologien möglich: einem Screenreader etwa, einer Software, die Menüs oder Dialoge des PCs sowie Textinhalte von E-Mails oder Webseiten vorliest oder einer Braille-Zeile, die Textzeilen in für Sehbehinderte ertastbare Zeichen umsetzt. “Es ist langsam im Werden”, sagt Busboom, “dass uns der Zugang zu neuen Medien ermöglicht wird.”
Besonders 2003, im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen, gibt es mehrere Initiativen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die technologischen Barrieren für behinderte Menschen zu verringern. “Die Hürden sind noch immer enorm”, sagt Klaus Miesenberger, Leiter des Instituts “integriert studieren” an der Linzer Kepler Universität. Damit seine Forschungsprojekte im Bereich der Behindertentechnologien in Zukunft weitergeführt werden können, obwohl Fördermittel an den Unis knapp sind, wurde im Frühjahr im Softwarepark Hagenberg das “Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen”, kurz KI-I, gegründet. Erster Erfolg: Eine “Kopfmaus”, eine über Kopfbewegungen gesteuerte Maus, soll als Prototyp gebaut werden und schon bald preisgünstig für Menschen mit Lähmungen auf den Markt kommen.
Steuerung entwickelt
Die Technologien, die Behinderten helfen, erleichtern letztlich auch älteren Menschen das Leben. Genau diesen Gedanken hatten zwei niederösterreichische Firmengründer. Weil ein Onkel von Jürgen Schnabler vor zwölf Jahren einen Schlaganfall erlitt, haben Schnabler und sein Kompagnon Hans Peter Hinterbuchinger mithilfe des Regionalinnovationszentrums Niederösterreich (RIZ) die Firma Mechatron auf die Beine gestellt, die in Österreich Umgebungssteuerungssysteme vertreibt und neu entwickelt. So etwa ein einfaches “Ein-Tasten-System”, das über ein Präzisionsinfrarot Schwerstbehinderten ermöglicht, mit einer Fernsteuerung mit einem einzigen Knopf vom Rollstuhl aus sämtliche Barrieren zu überwinden und Geräte und Schalter zu bedienen: Türen, Fenster, Vorhänge, Lichtschalter, Radio, Fernseher, Computer oder den Lift.
Es sei nur logisch, dass gerade Behinderte oder ältere Menschen ihre Defizite an Leistungsfähigkeit durch technische Hilfestellungen kompensieren. Gerade weil moderne Errungenschaften wie Onlinezeitungen, -banking oder -shops für sie eine wirkliche Alternative wären. Doch selbst wenn Texte im Netz durch neue Software oder Spracherkennungsprogramme hör- und fühlbar werden, ist das Web noch immer ein Irrgarten: Grafiken, Bilder und Links können nicht in Blindenschrift übersetzt werden. Die Web Accessibility Initiative (WAI) hat zwar bereits 1999 Richtlinien aufgestellt, damit barrierenfreies Surfen möglich wird. Und auch alle EU-Staaten haben sich in der Initiative E-Europe verpflichtet, zumindest öffentliche Webseiten für alle zugänglich zu gestalten. Doch kaum jemand hält sich an die Richtlinien. Das Linzer Uni-Institut “integriert studieren” und andere Universitäten bemühen sich in einem Netzwerk um die Umsetzung eines barrierenfreien Webdesigns.
Genau um diese Barrieren zu umsurfen, hat sich der sehbehinderte Deutsche Joachim Frank seine “Klickblick”-Software ausgedacht. Blinde können sich hier von Sehenden quasi die Augen leihen, über das Web fragliche Sites zu so genannten “Blickern” schicken. Die Kommunikation läuft über Mikrofone oder via Chat. Die Gefahr ist aber groß, dass in der noch überschaubaren Klickblick-Community Fragen unbeantwortet bleiben, weil gerade kein “Blicker” online ist.
US-Forscher haben im vergangenen Jahr einen “Bildschirm” zum Tasten entwickelt. Dieser neue Prototyp soll grafische Internetseiten in Zukunft auch für Blinde übersetzen helfen. Weniger komplex wäre es, man würde sich an die Richtlinien für ein “Webdesign for all” halten – und Michael Busboom könnte sich seine Pizza bestellen. www.softwarepark.at www.mechatron.at
Gedanken werden lesbar
Wissenschafter an der TU Graz entwickeln Hirn-Computer-Schnittstellen
Seit einem Badeunfall konnte Thomas Schweiger nur den Kopf bewegen. Und den linken Arm, doch bisher ohne etwas greifen zu können. Durch ein an der TU Graz entwickeltes Verfahren kann der 30-Jährige nun selbstständig ein leichtes Glas aufheben und einen Apfel zum Mund führen, erzählt Gert Pfurtscheller vom Institut für Biomedical Engineering an der TU Graz.
Die nötigen Muskeln werden durch sechs auf dem Unterarm aufgeklebte Elektroden stimuliert. Und Schweiger aktiviert das Gerät über einen Schalter unter seinem Ellbogen – oder aber mental, mit seinen Gedanken. Wenn er daran denkt, seinen Fuß zu bewegen, werden die entsprechenden Gehirnströme im Beta-Bereich (20 Hertz) von zwei Elektroden erfasst und als Einschaltsignal weitergeleitet.
Seit zehn Jahren erforscht Pfurtscheller die Steuerung von Computern über Gedanken. Dabei werden die Hirnströme per Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichnet, über spezielle Programme analysiert und die intendierte Handlung “vorhergesagt”. Ein vollkommen gelähmter Wiener kann so mit seiner Umwelt kommunizieren: Buchstabe für Buchstabe wählt er per Denkimpuls aus und formt Worte. Damit die Impulse in einem für die Elektroden messbaren Bereich liegen – 20 bis 30 Millionstel Volt – müssen die Patienten monatelang trainieren. Denn ohne mentale Verstärkung ist das Signal zu schwach, so Pfurtscheller.
Elektroden im Kopf
Klarer wird das Signal, wenn es direkt aus dem Hirn kommt. Experimente dazu werden am US-Zentrum für Neuroengineering in Durham durchgeführt. Affen, denen Elektroden implantiert wurden, können über Gedanken einen Roboterarm bewegen. Dabei werden die Elektroden aber tief ins Hirn gestochen. Zwar auch mit einem Eingriff verbunden, aber weniger riskant ist das Auflegen von Elektroden auf das Gehirn, durch ein kleines Loch im Kopf. Dabei arbeitet Pfurtscheller mit der Universität Michigan zusammen. In einem fünfjährigen Projekt werden Daten von Epilepsie-Patienten analysiert, denen zur Lokalisierung ihrer Krankheit Hunderte Elektroden aufs Hirn gelegt werden. “Die Vision dieser Forscher ist es, mit Gedanken einen Rollstuhl zu steuern”, erklärt Pfurtscheller. www.dpmi.tu-graz.ac.at
Copyright by derStandard.at und Mia Eidlhuber, September 2003 Mit freundlicher Genehmigung von Frau Eidlhuber. Vielen Dank.
Tags: derStandard, Forschung, mia eidlhuber
Sunday, September 14th, 2003
Störsender deaktivieren Kamera in Handys
Das britische Unternehmen Iceberg Systems hat einen Weg gefunden, in Handys integrierte Kameras abzuschalten und so unerwünschtes Fotografieren
etwa auf Betriebsgeländen oder auch in Schwimmbädern zu unterbinden.
Das System “Safe Haven” setzt sich aus Sensoren, die einen bestimmten Bereich überwachen, und einer Kontroll-Software, die auf das Handy geladen
werden muss, zusammen.
Verbot von Kamera-Handys Unternehmen wie Samsung und LG Electronics haben Kamera-Handys auf ihren Werksgeländen bereits verboten. Auch in Österreich wurde die Forderung
nach einem Totalverbot von Fotohandys in öffentlichen Schwimmbädern und Saunaanlagen laut.
SMS-Funktion ebenfalls ausschaltbar Wird mit einem Mobiltelefon ein Raum oder Gebäude, das mit Safe-Haven-Sendern ausgestattet ist, betreten, bemerken dies die Sensoren und veranlassen
die Deaktivierung der Kamera-Funktion.
Verlässt das Handy diesen Bereich wieder, wird die Kamera wieder eingeschaltet. Laut Patrick Snow von Iceberg Systems haben schon jetzt eineige bekannte Mobiltelefon-Hersteller Interesse an der Lösung bekundet.
Denkbar wäre desweiteren eine Ausweitung der Funktionen, so könnte auch das Klingeln in Theatern oder gar das Senden von SMS in der Schule
über die Software verhindert werden.
Software ab Werk installiert Inzwischen konzentriert sich die Firma aber erst auf die Fotografier-Funktion. Die Software könnte in Zukunft ab Werk auf den Handys installiert sein.
Sunday, September 14th, 2003
Gemeine Mädchen
derStandard.at – Benjamin geht seit zwei Wochen in die Schule. Wenn man ihn fragt, wie es ihm gefällt, sagt er gar nichts. Wenn man ihn fragt, was sie schon gelernt haben, sagt er: “Gar nichts.” (Nichts, was er nicht schon vorher konnte.) Wenn man ihn fragt, wie die Frau Lehrerin ist, sagt er: “Krank.” (Kleine Übertreibung, sie war nur die ersten drei
Tage krank.) Wenn man ihn fragt, wie die Mitschüler sind, sagt er gar nichts. Wenn man ihn fragt, ob es in der Klasse mehr Buben oder mehr Mädchen gibt, sagt er: “Mehr Mädchen.” Wenn man ihn fragt, warum er das so traurig sagt, sagt er gar nichts. Wenn man ihn fragt, ob er, einst Schwarm im Kindergarten, plötzlich Probleme mit Mädchen hat, sagt er:
“Nein, aber die sind so . . .” Wenn man ihn fragt, wie sie so sind, sagter gar nichts. Wenn man ihn nichts mehr fragt, sagt er: “Die sind so gemein. Die geben uns keine Ruh’. Und die Anna hat g’sagt, wir Buben sind alle blöd, weil Männer
sind überhaupt alle blöd. Und die lachen uns dauernd aus. Und die Anna hat mir die Jause weggenommen . . .” (Er snieft.)
“Ich mag überhaupt nicht mehr in die Schule gehen!” (Er weint.) “Ich hasse Mädchen!” (Er schluchzt.)
Nun, es wird langsam Zeit für getrennten Unterricht von Mädchen und Buben.
Sunday, September 14th, 2003
Rubrik: TV Tagebuch – Bauers Fahrschulstunde (24)
derStandard.at – Natürlich ist das kleinlich, merkte der Mann mit der Stoppuhr an. Aber: Was tut Jack Bauer eigentlich in den fehlenden
Minuten? Geht er aufs Klo? Bohrt er in der Nase? Schließlich, so der Mann mit der Stoppuhr, sei er schon in Amerika
gewesen – und dort dauere eine Stunde 60 Minuten. 45-Minuten-Stunden gibt es nur in Österreich. Etwa in Fahrschulen.
Und von diesen 45-Minuten-Stunden, sagte der Mann mit der Stoppuhr, habe er auch regelmäßig zehn Minuten in der
Autowaschstraße verbracht.
Andererseits: Kiefer Sutherland sehe ohnehin so aus wie sein Fahrlehrer. Ähnlich charismatisch. Und eine Stunde –
eine Fahrstundenstunde – mit Jack Bauer sei auch etwa so spannend, wie eine Fahrstunde, sagte der Mann mit der Stoppuhr.
Inklusive Autowäsche.
Trotzdem, sagte der Mann mit der Stoppuhr, fände er es keck, ihm eine Dreiviertelstunde angebliches Echtzeitfernsehen
mit dem langweiligsten Agenten der Welt als Stunde zu verkaufen. Egal, ob 24 in den USA nun in Abstimmung mit den
dortigen Werbeblöcken gedreht worden ist oder nicht: Eine Stunde, so der Stoppuhrmann, dauere eben 60 Minuten. Und
auch im Echtzeitdingsbums müsse doch während der von US-Werbung verschluckten Viertelstunde etwas passieren.
Aber, sagte der Mann mit der Stoppuhr, er habe da einen Verdacht: Vermutlich passieren in der unsichtbaren
Viertelstunde die spannenden Dinge. Warum er sich deshalb aber die faden ausgestrahlten 45 Minuten anschauen solle,
sagte der Mann mit der Stoppuhr, sei ihm nicht ganz klar.
Tuesday, September 9th, 2003
Lenker spielt Querflöte bei 130 km/h
Die bayerische Polizei hat einen musikalischen Salzburger aus dem Verkehr gezogen, der auf der Autobahn am Steuer seines Wagens die Querflöte
spielte – mit beiden Händen.
Das Ständchen mit Querflöte im Auto hat sich laut Polizei Traunstein Dienstagfrüh um 7.30 Uhr auf dem Teisenberg zugetragen, wenige Kilometer
vor dem Autobahn-Grenzübergang Walserberg zum Land Salzburg.
Der 52-jährige Salzburger sei mit 130 Stundenkilometern bei regem Reiseverkehr unterwegs gewesen und habe – mit den Beinen steuernd – sogar
mehrere Autos überholt.
Geständnis schützt nicht vor Bußgeld “Angesichts eindeutiger Beweislage”, schreiben bayerische Polizisten in ihrem Bericht, habe der Musiker gestanden, dass er zumindest Griffübungen
gemachte habe und dabei das Auto mit den Beinen auf Kurs gehalten habe. Er muss nun Bußgeld bezahlen.
Tags: autobahn, lenker, querflöte, spielen
Thursday, August 21st, 2003
Frau meldet heruntergekurbeltes Autofenster als gestohlen
Berlin (Reuters) – Die Polizei in Koblenz hat am Dienstag nach eigenen Angaben den vermeintlichen Diebstahl einer Autoscheibe zügig aufgeklärt.
Am Dienstagnachmittag sei auf der Wache eine “blonde Dame mittleren Alters” erschienen, teilte die Polizei in Koblenz am Abend mit. Sie habe den Diebstahl der Seitenscheibe der Fahrertür ihres Pkw melden wollen. Die Frau habe darauf verwiesen, dass die Scheibe fein säuberlich herausgetrennt worden sei und erklärt, es müsse sich um das Werk von Profis handeln. “Ehe der Sachverhalt protokolliert wird, begibt sich die kriminaltechnisch geschulte Beamtin mit der Geschädigten zum Fahrzeug, um das Tatobjekt in Augenschein zu nehmen – und kurbelt die ‘entwendete’ Scheibe wieder hoch!”, teilte die Polzei weiter mit und fügte hinzu: “Ob es an der Hitze liegt?”
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