Archive der Kategorie ‘Allgemein’
Thursday, August 21st, 2003
Hast Du gewusst, …
dass es unmöglich ist deinen eigenen Ellbogen zu lecken? dass wenn du zu fest niest, dass du dir eine Rippe brechen kannst? und wenn du versuchst das Niesen zu unterdrücken, dass ein Blut- gefäss im Kopf oder Hals reissen könnte und du sterben würdest? und wenn du versuchst, während den Niesens die Augen offen zu halten, dass sie heraus gedrückt werden können? dass es für Schweine körperlich unmöglich ist in den Himmel hinauf zu sehen? dass 50% der Weltbevölkerung nie ein Telefonanruf gemacht oder erhalten haben? dass Ratten und Pferde sich nicht übergeben können? dass das Tragen eines Kopfhörers von nur einer Stunde die Anzahl Bakterien in deinem Ohr um 700% erhöhen? dass das Feuerzeug vor dem Streichholz erfunden wurde? dass das Quaken der Ente kein Echo erzeugt und niemand weiss warum? dass weltweit 23% aller Photokopiererschäden von Leuten erzeugt werden, die darauf sitzen um ihren Hintern zu kopieren? dass du in deinem ganzen Leben, während des Schlafens ungefähr 70 Insekten und 10 Spinnen essen wirst? (Mmmmh!) dass Urin unter dem Blacklight leuchtet? dass genau wie Fingerabdrücke, Zungenabdrücke einmalig sind? dass über 75% aller Menschen, die diesen Beitrag gelesen haben, versuchen werden, ihren Ellbogen zu lecken?
Tags: wissen
Thursday, August 21st, 2003
Handy am Ohr explodiert
Direkt am Ohr einer Frau ist in Amsterdam ein Handy explodiert.
Die 33-Jährige erlitt dabei am Donnerstag Brandwunden an Gesicht und Hals, wie die Polizei mitteilte.
Den Angaben zufolge war das Handy in einem Geschäft in der Amsterdamer Innenstadt auf den Boden gefallen und ausgegangen. Als die Frau das Telefon wieder einschaltete und an ihr Ohr hielt, explodierte der Apparat und fing an zu brennen.
Die Verletzungen der Frau konnten ambulant behandelt werden. Nach Polizeiangaben war es das erste Mal, dass in den Niederlanden ein mobiles Telefon explodierte.
Wednesday, August 13th, 2003
Google kann jetzt auch rechnen
Die Suchmaschine Google bietet ab sofort mit einer “Calculator”-Funktion die Möglichkeit, Rechenaufgaben zu lösen oder auch Maßeinheiten umzurechnen.
Neben einfachen mathematischen Ausdrücken absolviert die Rechenfunktion auch komplexere mathematische Aufgaben mit Winkelfunktionen. Zusätzlich zum
dezimalen Zahlensystem wird auch das binäre und hexadezimale Zahlensystem unterstützt.
Die Calculator-Funktion wird über die normale Google-Seite mit Eingaben gefüttert, indem man die mathematischen Ausdrücke in das Suchfeld einträgt,
wobei derzeit nur englischsprachige Eingaben erkannt werden. Will man etwa die 10er Potenz von 7 berechnen, gibt man in das Suchfeld “7^10” ein und
schon spuckt Google das Ergebnis aus. Bei sämtlichen Rechenoperationen berücksichtigt der Dienst Punkt-vor-Strich-Rechnung und kann zudem mit
Klammerfunktionen umgehen. Aber auch Berechnungen über die Winkelfunktionen sinus, tangens und cosinus sind damit möglich, wobei sich hier die
Verwendung der gebräuchlichen Abkürzungen (sin, tan und cos) anbietet.
Neben diesen Rechenoperationen konvertiert der Google-Rechenknecht beliebige Maßeinheiten. So erfährt man etwa durch Eingabe von “2 meter in inch”
wie viel Inch 2 Meter entsprechen. Auch hier gibt man entweder die englischsprachige Maßeinheit an oder wählt die international gültige Abkürzung,
was in dem Fall so aussehen würde: “2 m in in”. Als weiteres beherrscht die Calculator-Funktion auch den Umgang mit physikalischen Konstanten, die
gleichfalls als Abkürzung oder mit englischer Schreibweise eingegeben werden. Zusätzlich zu den Umrechnungen zeigt Google auch passsende Suchergebnisse,
sofern welche gefunden wurden.
Wednesday, July 30th, 2003
Einfühlsame Menschen gähnen gerne mit
Einfühlsame Menschen gähnen gerne mit Wenn jemand in unserer Nähe gähnt, gähnen wir gerne mit. Der Grund für diesen Imitationsprozess ist umstritten, Evolutionsbiologen und Neurowissenschaftler halten ihn jedenfalls für wertvoll. US-Psychologen haben nun herausgefunden, wer besonders “gefährdet” ist: nette Menschen, die sich gut in ihre Mitmenschen einfühlen können.
Die Hälfte lässt sich “anstecken”
Eine Reihe von Studien besagt, dass 40 bis 60 Prozent aller Menschen, die anderen beim Gähnen zusehen oder auch nur davon hören, selbst zu gähnen beginnen. Warum das so ist, ist unklar. Verfolgt werden kann das Phänomen etwa auf neurologischer Basis – italienische Forscher haben vor einigen Jahren so genannte “Spiegelneuronen” ausgemacht, die für das Nachahmen von Tätigkeiten verantwortlich sind.
Steven Platek von Drexel University in Philadelphia und sein Forscherteam sind dieser Frage in nun in psychologischer Hinsicht nachgegangen. Sie zeigten den Teilnehmern ihrer Studien Videos mit gähnenden Menschen und überprüften, warum manche von ihnen besonders empfänglich für den Ansteckungs-Effekt waren und sich manche geradezu als resistent erwiesen.
Die Studie ist unter dem Titel “Contagious yawning: the role of self-awareness and mental state attribution” in “Cognitive Brain Research” (Bd. 17, S. 223 – 227, Juli 2003) erschienen. Original-Abstract
Wenig Empathie, wenig Mit-Gähnen Wie die Tests ergaben, zeichneten sich die Nachahmungs-Resistenten durch ein geringes Maß an Empathie aus – sie hatten also geringe Fähigkeiten, sich in andere Menschen hineinzuversetzen.
Diese Fähigkeit des Einfühlungsvermögens wurde anhand mehrerer Tests überprüft. Ein Beispiel: das Erkennen und (mangelhafte) Einschätzen der Konsequenzen von sozialem Fehlverhalten im Rahmen erzählter Geschichten.
Der Schluss der Psychologen laut der Online-Ausgabe von “Nature”: Die Identifikation mit dem Geisteszustand einer gähnenden Person löst eine unbewusste Personifizierung aus.
Evolutionäre Vorteile Dies könnte auch evolutionär von Vorteil sein, so Ronald Baenninger von der Temple University in Philadelphia. Gähnen zeige Müdigkeit an und synchronisiere durch seine ansteckende Wirkung das Verhalten und den Ruhe-Aktivitäts-Wechsel einer Gruppe.
Gähnen – nach wie vor ein Rätsel
Das Phänomen “Gähnen” ist noch immer nicht restlos geklärt. Eine beliebte Erklärung, derzufolge es eine Reaktion auf Sauerstoffmangel in der Luft ist – hat sich nicht bewahrheitet. In Experimenten konnte bewiesen werden, dass Menschen, die entweder mehr Sauerstoff oder mehr Kohlendioxid ausgesetzt waren, gleich wahrscheinlich zu gähnen beginnen.
Vorbereitung auf Aktivität Gähnen ist ein bei Wirbeltieren weit verbreitetes und stammesgeschichtlich sehr altes Verhalten, das vor allem beim Übergang von der Schlaf- in die Wachphase und umgekehrt ausgelöst wird. Bei vielen Säugetieren hat es auch die Funktion eines Signals: als Drohung etwa bei manchen Affen, zur Beschwichtigung bei manchen Raubkatzen und als Ankündigung gemeinsamer sozialer Aktivität bei manchen Hunden. Menschen gähnen intensiv eine Stunde vor dem Einschlafen bzw. nach dem Aufwachen. Gähnen nach dem Aufwachen ist eng mit dem Strecken des Körpers verbunden, was Aktivität vorbereitet und Puls sowie Blutdruck beschleunigt.
Eine andere Antwort: Spiegelneuronen
Eine andere Möglichkeit, für diese oder ähnliche Nachahmungsleistungen zu erklären – die unbewusste Übernahme von Bewegungen Verliebter, Lachen oder auch Gähnen -, stammt von Neurowissenschaftlern. Sie machen dafür spezielle Neuronen verantwortlich.
Die so genannten Spiegelneuronen waren vor einigen Jahren von italienischen Wissenschaftlern zunächst bei Affen entdeckt worden. Diese Zellen feuern nicht nur, wenn sich die Affen selbst bewegen, sondern auch, wenn sie nichts tun außer die Greifbewegungen anderer Affen oder des Versuchsleiters zu beobachten.
Inzwischen gehen Neurologen davon aus, dass es auch im Gehirn des Menschen ein komplexes System von Spiegelneuronen gibt, die Beobachtungen oder Geräusche mit der Ausübung von Aktionen verknüpfen
Friday, May 30th, 2003
Rubrik: TV Tagebuch
derStandard.at, 2003 – Ein warmer Fallwind in den Bergen: Heißt der “Trockenhaube” oder “Föhn”? Nie hätten wir gedacht, dass Fragen wie diese die Pulsfrequenz
erheblich höher schnellen lassen könnten. Und tatsächlich: Alles im grünen Bereich bei der ersten Kandidatin von The Chair – Willkommen
in der Hölle auf ATVplus.
Was ist nun laut Jean-Paul Sartre die Hölle? a) Die anderen, sprich ein Privatsender, der uns den hundertsten Millionenshow-Verschnitt
anbietet? b) Wir selbst, die wir wie gebannt zusehen, wie hier Nichtwissen angeblich Stress schaffen soll, gleichzeitig aber bestenfalls
ein paar bengalische Feuer erhöhten Herzschlag evozieren? Oder ist es c) ein Moderator (Oliver Stamm), der sich hinsichtlich der richtigen
Antworten fast noch weniger sicher zu sein scheint als Armin Assinger in seiner Anfangsphase? Sind es d) die Menschen, die sich solche Fragen ausdenken?
Vor The Chair verfolgten wir übrigens noch 100 Prozent Rabatt, wo etwa drei Kindern eine Maus aus der Disney-Werkstatt präsentiert wurde,
und die Moderatorin konnte es gar nicht fassen, dass die Kleinen echt wissen, wie diese Maus heißt. Eine Frau sollte binnen 90 Sekunden in
einem Supermarkt Waren im Wert von rund 25 Euro aus den Regalen holen. Sie schaffte es in 70 Sekunden.
Sicher, ATV hat derzeit nicht allzu viel Programmbudget, aber die Hölle, das sind derzeit wohl vor allem Programmmacher, die nicht in der
Lage sind, das wenige Geld sinnvoll in gute Ideen zu investieren. Der Lohn: The Chair hatte gestern knapp 34.000 Zuseher. Höllisch, oder? (cp)
Friday, May 30th, 2003
Die Wiener Uni-Assistentin Nathalie Rinne gewann mit einer Aufsehen erregenden Idee einen Architekturwettbewerb in New York.
ORF Online – Was macht man aus einem unbenützten, 2,5 Kilometer langen Bahnviadukt quer durchs westliche Manhattan?
Die Bahntrasse als Freibad
Man könnte die Trasse unter Wasser setzen und so ein riesiges, schlauchförmiges Schwimmbecken schaffen, das sich über die Straßen von New York zieht.
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Zum Vergrößern anklicken. / ©Bild: Nathalie Rinne |
Mit dieser Idee hat sich die junge Architektin Nathalie Rinne bei einem Wettbewerb in New York durchsetzen können. Rinne, in Göttingen geboren, ist Universitätsassistentin an der Wiener Universität für Angewandte Kunst.
Vor 23 Jahren stillgelegt
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Zum Vergrößern anklicken. / ©Bild: Nathalie Rinne |
Aufgabe der Ideensuche war es, eine seit 1980 unbenützte Bahnstrecke in der Manhattaner West Side wieder zu beleben, die “High Line”. Bei dem Wettbewerb hat es insgesamt 720 Einsendungen aus 38 Ländern gegeben.
Internationale Gewinner
Vier der eingereichten Ideen wurden nun von einer Fachjury prämiert, berichtete die “New York Times” (“NYT”). Die weiteren Gewinner stammen aus Berlin, Tokio und New York.
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Zum Vergrößern anklicken. / ©Bild: Nathalie Rinne |
Der Wettbewerb wurde von dem Verein “Friends of the High Line” (FHL) veranstaltet, der die Nutzung der Trasse als öffentlicher Raum bewirken will und von prominenten Förderern wie Senatorin Hillary Clinton unterstützt wird.
Mehr Wasser in die Stadt
Der “High Line Pool” basiere auf der Idee, dass Manhattan zwar eine Halbinsel sei, das Potenzial von Wasser als städtebauliches Element aber nicht voll ausgenützt werde, so Rinne.
“Die High Line befindet sich zwar in der Nähe des Flussufers, aber dennoch ist das Wasser wenig oder gar nicht anwesend”, erklärt die Architektin.
Ideen werden nicht realisiert
Doch dass diese oder die anderen prämierten Projekte jemals das Licht der Welt erblicken werden, ist mehr als unwahrscheinlich.
“Keine der Ideen hat eine Chance, so gebaut zu werden, wie sie gedacht war”, stellt die “NYT” trocken fest.
“Es ging mir ums Statement”
Rinne hat damit von vornherein gerechnet. “Es handelte sich um einen Ideenwettbewerb, keinen Realisierungswettbewerb. Mir ging es also nicht um die Realisierung, sondern ausschließlich um die starke Idee, um ein Statement”, so die Gewinnerin.
Sie hoffe allerdings, an den zukünftigen Aktivitäten rund um die High Line beteiligt zu werden.
“Etwas Großes wird entstehen”
In New York ist man zuversichtlich, die prämierten Arbeiten zumindest als Ansatzpunkt auch in der Praxis verwenden zu können.
“Mir beweist das, egal wie das neue Design der High Line im Endeffekt sein wird: Etwas Großes wird entstehen”, lobte Vishaan Chakrabarti, Jury-Mitglied und Direktor des Stadtplanungsbüros von Manhattan, das Ergebnis.
“Nach diesem Wettbewerb ist klar, dass uns das Konzeptionelle zum Realen führen wird”, so Chakrabarti in der “NYT”.
Positives Signal
Dass überhaupt ein offizieller Vertreter der Stadtverwaltung von Bürgermeister Michael Bloomberg in der Jury saß, wird bereits als positives Zeichen gewertet. Unter seinem Vorgänger Rudolph Giuliani sollte die High Line abgerissen werden.
Links:
Friends of the High Line
New York Times
Universität für Angewandte Kunst
Tags: architektur, new york, united states, wettbewerb
Friday, May 30th, 2003
Der böse Euro.
derStandard.at, 2003 – Teil I: 531 Tage nach der geglückten Umstellung von Schilling auf Schilling (vom echten auf den getarnten, den man sich erst mühsam mit 14 herbeimultiplizieren muss), 531 Tage danach gilt es leider, eine Warnung auszusprechen: Vorsicht, da gibt es eine gemeine Eurofalle, bei der Sie viel Geld verlieren können (bzw. verloren haben). Betroffen sind all jene, die beim Bezahlen von Summen unter 20 nicht daran denken mitzudenken, wie viel das eigentlich gerade ausgemacht hat in Relation zu dem, was sie dafür bekommen haben.
Gefährlich sind exakt fünf Summen: 3,10, 4,10, 5,10, 8,10 und 9,10. In Worten wären das “drei Euro, zehn Cent”, usw., aber die Kellnersprache spart sich die Währung. Und so kam es jüngst zu folgendem Vorfall. Ich verlangte für Pizza und Spritzer die Rechnung. Der Preis: 9,10. Kellner: “Neun-zehn”. Ich: “Zwanzig. Stimmt schon.” Er: “Ah, oh, danke!” Er verbeugte sich und ging. Aber er war ein guter Mensch. Er kehrte um, sagte: “Äh, ich glaube, das war zu viel” und händigte mir einen Zehn-Euro-Schein aus. Ich, verschämt: “Danke, dachte ich mir gleich, dass das ein bisschen teuer gewesen wäre.” (Lüge.) Jetzt frage ich Sie: Wie viele Kellner geben freiwillig Trinkgeld zurück?
Teil II: Jüngst haben wir uns wieder über den Euro geärgert, dass er eine unbekannte Größe geblieben ist und uns mit üblen
Tricks und phonetischen Fallen das Geld (also sich selbst) aus der Tasche zieht. Im Normalverbrauch kommt er
unverdächtig ein- oder zweistellig daher. Schon Tage und Wochen vor dem Monatsersten neigt er dazu, durch
Abwesenheit zu glänzen. Da erkennen wir erst, wie teuer er uns eigentlich zu stehen kommt, vom Sitzen, Essen
und Trinken ganz zu schweigen.
Dazu passt die Quizfrage, die Leser Martin an uns richtet. Sie lautet: Was bezahlt man heutzutage “cash und carry”
für zwei halbe Liter stilles Mineralwasser Vöslauer und zwei Schokoriegel Milka-Leo: Zahlt man a) 1,24 Euro b)
4,00 Euro oder c) 7,40 Euro?
Um Spannung und Spanne zu erhöhen, bieten wir noch die entsprechenden Summen der verlorenen Währung an: Da hätten
wir a) 17 Schilling, b) 55 Schilling oder c) 102 Schilling.
Und nun Martins Lösung: “Alle drei Antworten sind richtig: a) im Supermarkt, b) in unserer (vermutlich repräsentativen)
Firmenkantine, c) im Speisewagen des Eurocitys ,Historische Stadt Judenburg’ (am 9. Juni 2003, von Kärnten nach Wien).”
Will man wem diese Strecke vermiesen?
Friday, May 30th, 2003
Rubrik: TV Tagebuch – Die erste Wahl?
derStandard.at, 2003 – Oft wundert man sich. Über das Fernsehprogramm allgemein, über manche Werbespots im Speziellen. Ein Beispiel aus
dem Österreichwerbefenster von ProSieben: Darin wirbt ein Mobiltelefonhersteller mit dem Slogan “Die erste Wahl”
für sein Produkt und zeigt dazu jede Menge gut gelaunte junge Menschen bei einer Freiluft-Party. Der Song, mit
dem dieser Spot unterlegt ist, Blister In The Sun von der amerikanischen Kultband Violent Femmes, lässt uns
jedoch an der Ehrlichkeit der dargestellten Akteure zweifeln. Und zwar ernsthaft. Handelt es sich bei diesem
Lied doch um einen so genannten “Masturbations-Klassiker”. Ein Stück, in dem sich der Sänger Gordon Gano mit
quengelnder Stimme erfolglos am anderen Geschlecht abmüht, um resigniert festzustellen, dass seine erste Wahl
immer noch er selbst ist: “Big hands I know you’re the one.”
Das wirft Fragen auf: Können Werber kein Englisch? Driftet die Jugend heute schon so früh ins Gottlose, dass
Eigenliebe ab 15 kein Thema mehr ist? Bedeutet Teenagern heutzutage ein Handy mehr als die wichtigste Nebensache
der Welt? Wo soll das alles hinführen? Oft wundert man sich.
Friday, May 30th, 2003
Fragen der Zeit
derStandard.at, 2003 – Es soll hier einmal um das seltsame Verhältnis von Zeit und TV gehen. Kann man etwa anhand des TV erkennen, welcher Tag ist? Kann das TV zur Uhr werden, sie ersetzen? Wenn George Bush wieder aktuell über Frieden redet, dann ist es immens schwer zu sagen, in welcher Datumszone wir uns gerade befinden. Das, was er sagt, klingt wie vor einigen Monaten, meint halt nur jetzt den Iran. Dennoch, für unser Zeitgefühl sehr verwirrend.
Viel wichtiger als die Uhrfunktion des TV ist für uns allerdings, dass die gezeigten Dinge eine möglichst geringe zeitliche Entfernung vom Augenblick der Ausstrahlung haben. Aktualität! Sie suggeriert dabei seltsamerweise ein Dabeisein, das natürlich eine Illusion ist. Dass sie gut tut, wissen die Nachrichtenmacher allerdings, weshalb sie bei Bebilderungen aktueller News mitunter Archivmaterial verwenden, ohne allerdings immer darauf hinzuweisen, dass die Bilder Opas sind. Dann gibt es Stunk. Vergangenheit wird zur Gegenwart. Und das ist unmoralisch.
Es gibt aber bei uns widersprüchlichen Fernsehern paradoxerweise auch die Lust auf die Flucht aus der Jetztzeit. Das deutsche öffentlichrechtliche Imperium hat darauf Rücksicht genommen, indem es alte Nachrichtensendungen aus den 70ern wiederholte. Das hatte was. Im ORF lagern sicher auch einige Schätze.
Diese Flucht gelingt jedoch zurzeit am besten mit Kabel 1, dem Sender mit den alten Serien. Das TV-Rad der Zeit wird zurückgedreht, angehalten, man bewahrt für uns ein Stück unserer Kindheit auf – ziemlich herrlich!
Friday, May 30th, 2003
Feiertage streichen?
derStandard.at – Dieser Mai/Juni war wieder eine ideale Gelegenheit für so genannte “Ferienbrücken”. Der 1. Mai war diesmal ein Donnerstag, der 29. (Christi Himmelfahrt) und jetzt Fronleichnam sind es immer – ideal für den kurzen Städteflug oder sonst eine Freizeitaktivität über drei extrem verlängerte Wochenenden. Dazu noch Pfingsten mit einem Montag-Feiertag: Dieser auch wettermäßig ideale Spätfrühling/ Frühsommer lud zu ausgiebigen Unterbrechungen des normalen Arbeitsflusses ein.
Das ist jetzt auch dem Wirtschaftsminister sauer aufgestoßen (dem deutschen). Wolfgang Clement dachte in einem Interview mit dem Stern laut über eine Kürzung der Feiertage nach: “Wir sind, was Urlaubszeit, Feiertage und Arbeitszeit angeht, zweifelsohne an der Grenze angelangt. Wer unseren Feiertagskalender mit dem anderer Staaten vergleicht, kann schon ins Grübeln kommen.”
Das mit dem Feiertagskalender stimmt. Deutschland ist ein Land mit vielen kirchlichen Feiertagen – fast so vielen wie Österreich. Diese wurden seinerzeit von der Kirche forciert, um a) dem Jahresablauf und dem Leben überhaupt eine kirchlich dominierte Struktur zu geben und b) den unfreien Bauern, die für die Grundherrschaft schuften mussten, ein paar Atempausen zu gönnen.
Diese Begründungen fallen jetzt weg, aber trotzdem hat Österreich jede Menge kirchlicher Feiertage – Weihnachten, Neujahr, Hl. Drei Könige, Ostern, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt, Allerheiligen, Mariä Empfängnis, die zum Großteil auf Wochentage fallen (können). Dazu noch zwei Staatsfeiertage (1. Mai und 26. Oktober).
Könnte man da nicht zum Nutzen der Volkswirtschaft hie und da etwas abknappen? Klar, sagt das deutsche Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. Die Streichung eines bezahlten Feiertages würde rund 3,5 Milliarden Euro bringen.
Quatsch, sagt hingegen der Leiter der Konjunkturabteilung des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das sei eine “Milchmädchenrechnung”. Nur in Boomzeiten mache mehr arbeiten Sinn, heute, wo es vor allem an Nachfrage und auch an Arbeit fehlt, lasse sich schwache Nachfrage nicht durch mehr Arbeitszeit wettmachen. “Wenn Sie eine totale Flaute haben, nützt auch ein zusätzliches Segel nichts.”
Da müsste man wohl eher anderswo ansetzen: mehr Geld in den Taschen der Konsumenten (Achtung, Bundeskanzler Schüssel: der Finanzminister Grasser, hinter dem Sie “voll stehen”, hat mit seiner Steuererhöhungspolitik reale Einkommensverluste der Bevölkerung zustande gebracht). Oder, beziehungsweise gleichzeitig, einen neuen Angebotsschub in Gestalt von Konsumgütern, die die Menschen auch kaufen wollen, etwa das Handy mit einer wirklich überzeugenden Zusatzfunktion.
Feiertage streichen in der Flaute ist also ein umstrittenes Erfolgsrezept (abgesehen davon, dass auch sie ein Teil unseres traditionellen Erbes sind, das zu kappen man sich zumindest kurz überlegen sollte). Aber in einem Bereich ist es inzwischen schon zu viel des Guten: im Bildungswesen. Auf den Universitäten, aber ganz besonders in der Schule drängt sich viel zu viel in einer viel zu kurzen Nutzungszeit zusammen. Der Schulunterricht besteht bald nur noch aus Fenstertagen zwischen normalen Feiertagen, Direktorstagen, schulautonomen Freitagen, Energieferien und Ähnlichem. Hier sollte man wirklich streichen – nicht Feiertage, sondern den Wildwuchs an schul-und universitätsspezifischen Frei-Tagen.
Tags: feiertage, Forschung, ifo, katholisch, kirche
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