“Simpsons” suchen ein Zuhause
16 Städte rittern um die zweifelhafte Ehre, der “Simpsons”-Stadt Springfield am ähnlichsten zu sein.
Eigentlich ist die Stadt der “Mistkübel Amerikas”: So hat das Magazin “Newsweek” einmal das fiktive Springfield, die Heimat der Cartoon-Durchschnittsamerikaner aus der TV-Serie “Die Simpsons”, bezeichnet.
ORF Online – In Springfield steht ein Atomkraftwerk, dessen Sicherheitsvorkehrungen aus einem Hufeisen bestehen, die Abgase der Reifendeponie kann man noch in 46 anderen Bundesstaaten riechen, und die Stadtpolizisten schießen lieber, statt zu denken.
Und doch reißen sich nun zig echte Springfields in den USA um die zweifelhafte Ehre, der Albtraum-Metropole aus der Animationsserie am ähnlichsten zu sein.
Premiere soll Tourismus ankurbeln
Der Grund: Im Juli kommen Homer, Marge, Lisa, Bart und Maggie erstmals auf die große Leinwand. Das Filmstudio Twentieth Century Fox will die Weltpremiere des von Fans lang ersehnten Kinofilms unbedingt in Springfield austragen.
16 der über 30 US-Städte mit dem Namen Springfield haben sich darum beworben. Sie spekulieren auf Gratis-PR durch die glamouröse Hollywood-Premiere und auf einen Tourismus-Boom als “offizielle” “Simpsons”-Stadt.
Gelbe Farbe und “Kwik-E-Mart”-Shirt
Jetzt haben sie Post von Fox bekommen: ein Paket mit Videokamera, mehreren Farbdosen mit Simpsons-Gelb und Werbe-T-Shirts vom fiktiven Greißler “Kwik-E-Mart”. Mit diesen Zutaten sollen die Bewerber ein vier- bis fünfminütiges Werbevideo erstellen.
In Springfield, der 115.000 Einwohner zählenden Hauptstadt von Illinois, nimmt man die Herausforderung ernst: “Wir sind in der Tat jene Stadt, die die Fernsehgemeinde am besten repräsentiert”, betonte Bürgermeister Tim Davlin jüngst bei einer Rede zur Lage der Stadt.
Bart im Büro
Davlin ist mit viel Elan bei der Sache: Er hat das “Simpsons”-Projekt zur Chefsache gemacht, laut “Chicago Tribune” Bart Simpson als lebensgroße Pappfigur in seinem Büro aufgestellt und wirbt mit einem Homer-Simpson-Bild auf der Website der Stadtverwaltung um Unterstützung bei den Bürgern.
Dass Abraham Lincoln einst in Springfield, Ill., lebte, ist dabei kein Argument – dass sich in der Stadt eine große Donut-Fabrik befindet, schon eher, schließlich spielt das Krapfenpendant keine geringe Rolle bei den “Simpsons”.
“Lebt da nicht Homer Simpson?”
Schon jetzt werde sie im Ausland schon öfter nach den “Simpsons” gefragt als nach Lincoln, sagte Kim Rosendahl, Tourismusbüro-Direktorin von Springfield, Ill., in der “Chicago Tribune”. “Ich war gerade in Großbritannien, und dort haben mich die Leute überall gefragt: ‘Springfield – lebt da nicht Homer Simpson?'”
Ist Kennedy “Diamond Joe”?
In der 57.000-Einwohner-Stadt Springfield in Oregon beruft man sich darauf, dass “Simpsons”-Erfinder Matt Groening in der Umgebung aufwuchs und die Stadt daher wahrscheinlich als Inspiration für die TV-Serie gedient habe.
In Springfield, Massachusetts, dem mit 150.000 Einwohnern größten Springfield der USA, betont man, die älteste Stadt mit diesem Namen zu sein. Die Stadt geht außerdem davon aus, dass ihr demokratischer Senator Edward Kennedy das reale Vorbild für den “Simpsons”-Bürgermeister Joseph Fitzpatrick Fitzgerald Fitzhenry Quimby Jr. alias “Diamond Joe” sei.
Der echte Burns
Springfield, Ill., hat ein ähnliches Ass im Ärmel: Todd Renfrow, der 72-jährige Chef der städtischen Energiebetriebe, soll Charles Montgomery Burns, dem fiesen Atomkraftwerksbesitzer in den “Simpsons”, zum Verwechseln ähnlich sehen.
“Der schaut richtig böse aus”, kommentierte “Simpsons”-Laie Renfrow gegenüber Zeitungen die Ähnlichkeit. “Man erzählt mir, er hat diese Falltür vor seinem Schreibtisch, und wenn Angestellte hereinkommen und eine Gehaltserhöhung wollen, drückt er einen Knopf und lässt sie einfach verschwinden. Klingt, als hätte er ein paar gute Ideen.”
Minnesota winkt ab
Die 2.200-Seelen-Gemeinde Springfield in Minnesota distanziert sich hingegen von den “Simpsons”. “Wir sind eine saubere, eng verbundene Gemeinschaft. Hier gibt es keine Umweltverschmutzung, keine Müllhalden, und niemand benimmt sich daneben. Wir wollen nicht parodiert werden”, sagte Stadtvorstand Mac Tilberg.
“Die Simpsons” seien schlecht für die Gesellschaft, zitiert die Nachrichtenagentur AP eine Einwohnerin. “Ich hasse diese Sendung, und würde Springfield so etwas unterstützen, wäre das ein Symbol für alles, was in Amerika falsch läuft.”