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Möglicherweise wollte der Herr ?das Mobiliar in Zahnstocher zerlegen und war dabei zu schwungvoll?, mutmaßte jemand. Ein anderer unkte, der Sohnemann wollte dem Vater ?die neue Säge zeigen?, rutschte dabei aus, ?und ratterdieratsch, Hals durch und Kopp ab?. Ein Dritter glaubte, das rotierende Elektrogerät lag ?auf dem Kopfkissen?, als der Mann sich zu Bett begab. Nicht nur Laien hatten Schwierigkeiten, den Ablauf der bizarren Tat ernsthaft zu rekonstruieren. Auch Rechtsmediziner, durchaus mit vielen Spielarten der kunstvollen Selbsttötung vertraut, standen vor einem Rätsel. |
Normalerweise kommt eine Motorsäge lange vor dem Abtrennen des Kopfes zum Stehen. Denn durch den Halseinschnitt werden lebenswichtige Gefäße zerstört. Das Opfer verliert das Bewusstsein, der Druck seines Fingers auf den Schalthebel schwindet. Auf welch virtuose Weise der Suizident diese Grundsätze aushebelte, will die Staatsanwaltschaft Köln ?aus Pietätsgründen? nicht sagen. Immerhin stellte die Behörde das heikle Thema der wissenschaftlichen Aufarbeitung anheim. Kölner Rechtsmediziner gaben nun auf dem Jahreskongress ihrer Zunft in Dresden Details der Tat zum Besten und dozierten unter anderem über die spezielle ?Morphologie der Wundränder?. Aus Sicht der Mediziner stellt die Selbstköpfung eine ?Rarität? dar.
Gewiss gab es immer wieder Fälle, in denen Menschen ihren finalen Abgang höchst kreativ gestalteten. Man denke an den Kannibalenfall von Rotenburg, als ein Mann sich feierlich von seinem Geschlechtsteil verabschiedete. Auch unter Zuhilfenahme von Bolzenschussgeräten oder selbst gebauten Fallbeil-Anlagen machte sich schon so mancher Zeitgenosse endgültig vom Acker. Die fachgerechte Dekapitation mittels Motorsäge freilich war noch niemandem so recht gelungen.
Der Weltpremiere gingen monatelange Planungen voraus. Der 24-jährige Peter T. lebte zusammen mit seinem Vater Eberhard im Kölner Stadtteil Sülz. Am 7. Mai 2007 fesselte er den 70-Jährigen an Beinen und Händen mit Kabelbindern und stach ihm ein Messer mehrmals in den Hals. Anschließend prüfte er, ob seine Selbsttötungsmaschine funktioniert, was im Nachhinein eindeutig mit Ja zu beantworten ist.
Der Mann hatte an der Baumarktsäge zugkräftige Metallfedern befestigt, die Federn wiederum verankerte er in einer Holzplatte. Er konnte die Säge hochklappen, die Federn zogen sie wieder nach unten. Über eine Zeitschaltuhr regelte er die Stromzufuhr für das Gerät. Den Schaltknopf fixierte der Lebensmüde in der ?Ein?-Position.
Nachdem er seinen Vater umgebracht hatte, legte sich Peter T. rücklings auf den Boden. Die Zugfedern pressten ihm das noch ruhende Sägeblatt an die Gurgel. Als die Zeitschaltuhr den Strom schließlich freigab, fraßen sich die Zähne in den Hals und durchtrennten ihn in Sekunden. Weil er sich auf diese Weise der Strafverfolgung dauerhaft entzog, stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren (Az.: 91 Js 121/07) wegen der Ermordung des Vaters beizeiten ein. |
Dass der 24-Jährige nicht nur handwerklich begabt war, sondern auch beneidenswert angstfrei, bewies die chemisch-toxikologische Untersuchung. Die Obduzenten fanden ?keine Anhaltspunkte? dafür, dass der Mann beim Todeseintritt unter Einfluss von Drogen oder Medikamenten stand.
Seinen Platz in der rechtsmedizinischen Fachliteratur dürfte der kopflose Heimwerker sicher haben. Die Fraktion der Internet-Kommentatoren würdigte den Fall bereits als ?Knüller?. Zu toppen wäre das Beispiel wohl nur durch eine Enthauptung ?mit der Laubsäge?, meinte ein Schreiber. Und fügte hinzu: ?Natürlich handbetrieben.?
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kurios.at, 01. October 2008 |
Tags: enthauptung, fichtenmoped, köln, kopflos, mord, motorsäge, suizid
Kategorie: Gesundheit
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