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Saturday, February 7th, 2009

Kuh hält sich für einen Hirsch



merkur-online.de – Am 27. Dezember 2008 reißt sich eine Jungkuh von einem Bauernhof am Irschenberg (Kreis Miesbach) beim Entladen aus einem Viehtransporter vor der Metzgerei Walch los und entkommt. Sie flieht Richtung Riedlerberg im Wallberg-Setzbergmassiv und überlebt dort bei Minus 15 Grad Celsius, weil sie sich an einer Futterstelle gegen ein Dutzend Berghirsche durchsetzt.

Der Setzberg mit der senkrecht abfallenden Rosswand hoch über Dorf Kreuth gehört zum Staatsrevier des Berufsjägers Karl Wagner. Er spürte die Kalbin auf ? in der Umgebung einer Rotwild-Futterstelle in etwa 1200 Meter Höhe. Es liegt wenig Schnee, aber die Steilhänge sind extrem vereist: ?Dass sie nicht abstürzte, allein das grenzt schon an ein Wunder?, sagt Wagner.

Die Kalbin lässt sich nicht fangen, der Jäger will sie aber wegen des waidmännischen Ethos auch nicht abschießen. Und so läuft in den folgenden drei Wochen nun dort oben ein Verhaltensritual ab, das Tierpsychologen und Wildbiologen in Erstaunen versetzt.

kuhhirsch

Thomas Esterl, Wagners Vorgänger im Revier und als Jäger auch leidenschaftlicher Tierfilmer, hat es mit Fotos und auf Videofilm über weite Passagen dokumentiert: Die Kalbin ist zunächst verstört und scheu, sie hält sich am Rand der Lichtung und beäugt die Hirsche und die Stuck, die Hirschkühe, die sich um die Winterfutterstelle Riedlerberg scharen. Es ist Rotwild aus einem Einzugsgebiet, das sich bis zur Landesgrenze erstreckt.

Die Annäherung des Jungrindes an die Futterraufen der Berghirsche vollzieht sich buchstäblich Schritt um Schritt: Wenn die Kalbin ein paar Heubüschel gerupft hat, verschwindet sie wieder. Wo sie sich zum Wiederkäuen niederlegt und wo sie in den Frostnächten untersteht, weiß der Jäger noch nicht, er kennt nur die Wasserstelle: Ein zugefrorener Brunnen vor einer Holzknechthütte, wo die Kalbin in der Eisdecke ein kleines Loch zum Trinken aufbrach.

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Originalquelle mit Photos