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Friday, August 22nd, 2008

Kunst und Spam



Was für eine ungeheure Vergeudung von Schöpfungskraft! Täglich löschen unzählige Internet-Nutzer Milliarden Spam-Nachrichten. Das ist ein Vergehen an der Kreativität der Spam-Autoren. Die lässt sich nämlich anzapfen – wie diverse Netzkunstprojekte zeigen.

Ein Radiosender, der den ganzen Tag Spam-Nachrichten vorliest, wer würde sich so etwas freiwillig antun? Aber Spamradio tut genau das ? und es hört sich gar nicht schlecht an. Da pluckert und plinkert die Musik vom Monotonik-Netzlabel und eine ebenso so sonore wie betonungslose Roboterstimme berichtet ununterbrochen von Viagra und Rolex-Uhren, von Aktienkäufen und interessanten Geschäftsangeboten aus Nigeria. Das merkwürdige: Die Spam-Berieselung nervt nicht, sie ist unerhört beruhigend.

Vielleicht kann man das so erklären: Spamradio, das sind abgetötete Aufmerksamkeitserreger, der Impfstoff gegen die Internetpest. Die Betreiber des Netzsenders antworten auf ein “Warum?” so: “Jeder hasst Spam. Massenmails sind der Fluch des Internets. Aber Spam hält ganz schön viel auf sich selbst. Es dringt mit viel Selbstbewusstsein täglich in dein Postfach ein. Es gibt immer einen neuen Sales-Pitch, eine neue Möglichkeit, dein Leben zu verbessern. Du musst einfach nur weiterlesen ? Etwas, das so wichtig ist, sollte man nicht ignorieren. Etwas, das so wichtig ist, verdient eine eigene Radioshow.”

Bonus: Das ” Best of Spamradio” mit launigen Beschreibungen. Zum Beispiel “Wilma sucks a beast – Very explicit, yet full of romance” oder “Become a Priest – One of the best offers you’ll ever hear.” Auch spannend: “Hey Buddy – A great spam with the most fantastic of endings.”

Wer mehr über Spam und Kunst wissen will, ist auf der Seite von Spiegel.de richtig:
Kunst aus Spam