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Friday, October 23rd, 2009

Piloten verschlafen Zielflughafen



orf.at – Auch wenn es sich auf den ersten Blick wie eine harmlose Panne ausnimmt, sorgt der Zwischenfall mit einem Passagierjet, dessen Piloten die Landung übersahen, in den USA nun für heftige Debatten. Immerhin ist es für Passagiere ein wenig beruhigender Gedanke, dass die Piloten des Flugzeugs, in dem sie sitzen, möglicherweise gerade schlafen oder sonst wie abgelenkt sind.

Die US-Behörden untersuchen den Vorfall, meldeten aber bereits im Vorhinein Zweifel an der Darstellung der Piloten an. Diese rechtfertigten sich damit, sie hätten die Kontaktversuche und die anstehende Landung wegen einer hitzigen Debatte über Regeln der Fluggesellschaft übersehen. Untersucht wird jedenfalls auch, ob die Piloten einschliefen.

Die Piloten des Northwest-Airlines-Fluges von San Diego nach Minneapolis mit 144 Passagieren an Bord hatten erst 160 Kilometer, nachdem sie den Zielflughafen überflogen hatten, ihren Fehler bemerkt und mussten umdrehen. Die Flugkontrolle von Denver und Minneapolis hatte zuvor mehr als eine Stunde lang vergeblich versucht, Kontakt zu den Piloten herzustellen.

deltaair

Trotz der zahlreichen automatischen Hinweise und Warnungen an den Armaturen bemerkten die Piloten ihren Fehler erst, nachdem sie von einer Stewardess darauf aufmerksam gemacht worden waren.

Die Schilderung der Piloten wird von Experten massiv in Zweifel gezogen. “Das ergibt einfach keinen Sinn”, so Bill Voss, Präsident der Flugsicherheitsvereinigung. Die Debatte der Piloten müsse “sehr lang” gewesen sein, so Voss sarkastisch.

Bisher hat die US-Behörde für Verkehrssicherheit (NTSB) weder die Piloten befragt noch den Stimmenrekorder des Flugzeugs ausgewertet.

Der Ex-Pilot Ben Berman, der für NTSB in der Vergangenheit Unfalluntersuchungen leitete, betonte, erfahrene Piloten würden intuitiv merken, wenn es Zeit sei, die Landung einzuleiten.

Die Vorbereitungen dafür hätten etwa 160 Kilometer vor dem Zielflughafen Minneapolis beginnen müssen. Es müsse schon ein ziemlich dramatisches Ereignis sein, damit ein Pilot das vergesse, so Berman. Er ist daher überzeugt, dass eine Debatte über das Unternehmen “nicht alles war”.

[Update]
orf.at – Zwei Piloten einer US-Passagiermaschine waren zur Zeit der geplanten Landung mit ihren Laptops beschäftigt und flogen daher 240 Kilometer an ihrem Zielflughafen vorbei. Das geht aus einer gestern veröffentlichten Mitteilung der Nationalen Verkehrssicherheitsbehörde NTSB hervor, die nach dem aufsehenerregenden Vorfall Ermittlungen eingeleitet hatte.

Demnach deuten bisherige Untersuchungen und eigene Angaben der Piloten darauf hin, dass die beiden 53 und 54 Jahre alten Männer auf ihren Computern “Dienstplan-Prozeduren” checkten und dadurch so stark abgelenkt waren, dass sie ihr Ziel verpassten über eine Stunde lang nicht auf Funksprüche reagierten.

Der Airbus A 320 der Gesellschaft Northwest mit 144 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord war am vergangenen Mittwochabend in San Diego (Kalifornien) gestartet und sollte in Minneapolis (Minnesota) landen. Das tat er auch – aber erst nach dem ungeplanten Umweg und mit mehr als einstündiger Verspätung. Die Maschine befand sich bereits über Minnesotas Nachbarstaat Wisconsin, als ein Flugbegleiter die Piloten auf ihren Fehler aufmerksam machte und das Flugzeug umkehrte.

Die Untersuchungen dauern noch an, und die beiden Piloten sind zurzeit vom Dienst suspendiert. Aber sie werden wahrscheinlich ihren Job verlieren, wie Delta Airlines, die “Mutter” von Northwest, inzwischen klar machte. In einer Mitteilung hieß es, das Benutzen von Laptops oder von Aktivitäten, die nichts mit dem Führen des Flugzeuges zusammenhingen, sei während des Fluges strikt verboten, “und Verstöße führen zur Entlassung”.